11.04.2012

Klugscheißer-Post

Niemand, aber auch wirklich niemand mag Klugscheißer. Ich auch nicht. Dennoch komme ich manchmal nicht drum herum, klug zu scheißen: Und das ist wahrlich abartig, affektiert und in höchstem Maße unsympathisch. Das dachte sich die Zeitschrift „Season“ wohl auch, die von mir folgenden Leserbrief erhielt und bis heute keine Antwort lieferte:
Sehr geehrte Damen und Herren,

mit Interesse las ich ihr Heft „Season“, Ausgabe März/April 2012, welches ich sehr informativ und abwechslungsreich fand. Zu einem Punkt möchte ich jedoch Bezug nehmen, einem scheinbar kleinem Detail, welches mir aber nicht unwichtig erscheint. So stellen Sie bzw. diverse Autoren auf Seite 216 mit der Überschrift „Der erste Satz“ bedeutende Romananfänge berühmter Werke vor. Frau Angelika Klüssendorf nannte in diesem Zusammenhang den ersten Satz des Romans „Moby Dick“, der in der Tat in der Literaturgeschichte einen hohen Stellenwert genießt. Doch leider liegt Frau Klüssendorf mit ihrer Meinung leicht daneben, wenn sie „Nennt mich Ismael“ zitiert, da sie das wichtigste Wort ausgelassen hat: Der korrekte Beginn des Romans lautet „Nennt mich meinethalben Ismael“; und dieser Umstand verändert den ganzen Sinn des Satzes und lässt Freiraum für vielfältige Interpretationen: Heißt der Protagonist etwa nicht Ismael? Ist die Geschichte erfunden oder wahr? Wer ist der eigentliche Hauptdarsteller des Berichts: Ismael? Ahab? Der Wal?

Mein Lieblingsanfangssatz der klassischen Literatur ist übrigens der Beginn von Kafkas Roman „Das Schloß“: „Es war spätabends, als K. ankam.“ Dieser Satz klingt nicht nur gut, sondern nimmt schon einen Teil der typisch kafkaesken Irrungen und Windungen der Geschichte vorweg.

Aber das nur am Rande.

Einen angenehmen Tag wünscht



Benno Ketten

Die mag auch keiner: Zecken.


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